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Intervallhypoxietraining (IHHT/IHT) bei COPD

COPD-Patienten profitieren von einem Intervall-Hypoxie-Training (IHT). Es kann die Lungenkrankheit nicht heilen, aber mit einer sanften Vorgehensweise lässt sich das Wohlbefinden der Patienten mit IHT deutlich verbessern.

Hinter den vier Buchstaben COPD verbirgt sich die Chronic Obstructive Pulmonary Disease. Eine chronische Lungenerkrankung, die durch dauerhaft verengte Atemwege gekennzeichnet ist.

Viele COPD-Patienten haben bereits in Ruhe eine Sauerstoffsättigung (SpO₂) unter 95 Prozent, manche sogar knapp unter 90 Prozent. Auf den ersten Blick scheint es widersprüchlich, solchen Patienten auch noch gezielt einer Hypoxie auszusetzen. Schließlich sind sie bereits „unterversorgt“. Dazu kommt, dass Patienten in einem fortgeschrittenen Stadium häufig eine kontinuierliche Sauerstofftherapie benötigen.

Der entscheidende Unterschied: Beim Intervall Hypoxie-Training (IHT) handelt es sich nicht um eine dauerhafte Unterversorgung, sondern um einen vorübergehenden Sauerstoffmangel mit anschließender Reoxygenierung. Dieser Wechsel aktiviert Anpassungsprozesse, die den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen können.

Die IHHT/IHT-Effekte bei COPD

Für COPD gibt es bislang keine Heilung. Auch das IHT kann die Krankheit nicht ausheilen. Aber, IHT kann sich vorteilhaft auf das gesamte Krankheitsgeschehen auswirken und den Patienten dadurch eine Verbesserung der Lebensqualität bieten. Patienten berichten, dass sie aufgrund von IHT im Alltag spürbar mehr Energie haben und belastbarer sind.

Viele Patienten hilft das IHT und sie profitieren von der Erweiterung der Bronchien. Der Gasaustausch zwischen den Lungenbläschen und dem Blut wird optimiert. Entzündliche Prozesse werden gehemmt. Die Mitochondrien werden darauf trainiert, mit weniger Sauerstoff mehr Leistung zu bringen. Die Toleranz für einen Sauerstoffmangel wird dadurch erhöht, was den Umgang mit Luftnot erleichtert.

COPD-Studien und IHHT/IHT

Die meisten COPD-Studien in Verbindung mit IHT, wurden mit einem Wechsel zwischen Hypoxie und Normoxie durchgeführt. Die guten Ergebnisse sprechen für eine Anwendung bei COPD. Erst sehr viel später wurde das Training mit Hyperoxie (Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Training, kurz IHHT) durchgeführt. In den meisten Fällen wurde die Hyperoxie-Phase mit einem Sauerstoffanteil von 30 Prozent im Atemgasgemisch für 3 bis 5 Minuten durchgeführt. Auch IHHT führte zu guten Ergebnissen.

Die meisten Wissenschaftler betrachten eine Sauerstoffanreicherung auf 30 Prozent als milde Hyperoxie und als vollkommen ausreichend für die Reoxygenierung nach der Hypoxie-Phase. Ein Anteil von 30 Prozent Sauerstoff in der Atemluft steht für eine milde Hyperoxie. Jedoch erzeugt jede Anreicherung mit Sauerstoff auch oxidativen Stress – und genau diese Belastung ist bei COPD ohnehin schon ein zentrales Problem. Allerdings fehlen bislang in diesem Zusammenhang Vergleichsstudien zwischen einer Reoxgenierung mit Normoxie bzw. Raumluft und Hyperoxie.

IHHT/IHT bei COPD mit Normoxie oder Hyperoxie

COPD-Patienten empfinden einen Wechsel zwischen einer Hypoxie- und Hyperoxie-Phase als angenehmer als mit einer Normoxie-Phase. Frau Professor Tetiana Serebrovska (1947 – 2021) hat mir den Unterschied der IHHT-Wirkung an dem folgenden Beispiel veranschaulicht: In einer Studie mit Kindern, die unter Asthma litten, wurde die Langzeitwirkung von einem Sauerstoffüberschuss und -mangel beobachtet. Eine Gruppe wurde mit einer sauerstoffangereicherten Atemluft behandelt, die andere mit einem sauerstoffreduzierten Atemgemisch. Die Kinder, die mehr Sauerstoff einatmeten, fühlten sich während und gleich nach der Behandlung viel wohler. Ihre Wangen waren gerötet und sie waren viel aktiver als jene Kinder, die einem Sauerstoffmangel ausgesetzt wurden. Sie wirkten vorrübergehend eher blass und matt. Doch langfristig war der Trainingseffekt bei den mit Hypoxie behandelten Kindern größer. Sie wurden in den Phasen zwischen den Anwendungen immer lebhafter im Gegensatz zu den Kindern in der Gruppe mit Sauerstoffanreicherung. Diese wurden schwächer und lustloser. Das Wohlbefinden unmittelbar nach einem IHHT ist also nicht immer aussagekräftig für die Langzeitwirkung.

COPD ist eine chronische Krankheit, die mit oxidativem Stress einhergeht. Mit einer Hyperoxie-Phase gleich am Anfang wäre ich deshalb vorsichtig, vor allem wenn die Sauerstoffanreicherung im Atemluftgemisch 30 Prozent übersteigt. Dann ist meine Empfehlung, die Hypoxie-Phase mit einer Normoxie-Phase abzuwechseln.

IHHT/IHT bei COPD in der Praxis

Bei COPD-Patienten ist eine große Absenkung der SpO2 nicht das vorrangige Ziel. In der Praxis hat sich gezeigt, dass eine SpO₂-Absenkung auf 85 bis 90 Prozent während der Hypoxie-Phase vollkommen ausreichend ist. Bei Patienten, die bereits in Ruhe bei 90 Prozent SpO₂ liegen, genügt oft eine Reduktion um zwei bis drei Prozentpunkte, also auf 87 Prozent.

Die Hypoxie-Phase sollte sich in der Dauer und Sauerstoffreduzierung am Zustand des Patienten orientieren. In meinem Praxisbuch mache ich Angaben, wie die Trainingseinstellung bei Patienten mit einer chronischen Krankheit am besten gewählt werden. Wenn ein IHHT angestrebt wird, dann sollte der Sauerstoffanteil im Atemluftgemisch während der Hyperoxie-Phase bei 30 Prozent liegen. Die Hyperoxie-Phase sollte dann 2 bis 3 Minuten andauern.

Erfahrungen und Studien haben gezeigt, dass sich die SpO₂-Werte schon nach 15 bis 20 Sitzungen in Ruhephasen messbar verbessern. Der erreichte Zustand kann allerdings nur mit regelmäßigen Hypoxie-Anwendungen aufrechterhalten werden. Weil viele Patienten die positiven Effekte so deutlich wahrnehmen, sind die meisten bereit, regelmäßig ein- bis zweimal pro Woche IHT durchzuführen.

IHHT/IHT als Kontraindikation

In den meisten Empfehlungen wird IHT bei einer fortgeschrittenen COPD-Erkrankung (Stadium 3) als Kontraindikation angesehen. Die Praxis zeigt, dass es auch in diesem Zustand zu Verbesserungen kommen kann. Vor allem Komplikationen, wie z. B. Bluthochdruck, Stoffwechselentgleisungen und Gefäßschädigen, können mit einem IHT positiv beeinflusst werden. Deshalb schätze ich das IHT bei COPD ab Studium 3 als relative Kontraindikation ein. Das bedeutet, dass ein erfahrener IHT-Therapeut auch COPD-Patienten in diesem Zustand behandeln darf.

Mehr kompaktes Wissen zu Wirkung und Anwendung in meinen Online-Modulen zum Intervallhypoxietraining (IHHT/IHT): https://ecampus.hccacademy.de/s/hccacademy

24.9.2025, Dr. Egor Egorov, Hypoxieexperte